eventuell noch 470 (192.5 m²), 471 (790.5 m²), 472 (725.9 m²), 473 (765.1 m²), 171/1 (2030.8 m²)
1894 Gründer & Co.
1914 Lausitzer Kunstwollspinnerei Georg Marx
1955 VEB Halbmond Teppiche Peitz bzw. VEB Thüringer Teppichfabriken
Beschreibung/Erläuterungen:
Der Plantagenweg verläuft entlang des ehemaligen südlichen Verteidigungswalls der Peitzer Festung, welcher auch Große Kontereskarpe genannt wurde. Später standen hier Maulbeerbäume, deren Blätter als Nahrung für die Seidenraupenzucht dienten.
Der Tuchfabrikant Traugott GRÜNDER jun. (1795-1891) baute hier seine zweite Tuchfabrik in Peitz. Es war seine erste Fabrik mit einem eigenen Kesselhaus. Wie keine andere Familie prägten GRÜNDER's in Peitz die Entwicklung der Tuchmacherei vom Handbetrieb bis zur industriellen Herstellung Ausgang des 19. Jahrhunderts. Sein Großvater Gottlob GRÜNDER (1717-1799) trug bereits maßgeblich zur Gründung der Peitzer Tuchmacherzunft bei. Traugott GRÜNDER jun. begann seine beeindruckende Entwicklung zum größten Peitzer Tuchfabrikanten mit einem Webstuhl in der Mittelstraße 3 und 150 Taler Kapital. 1837 baute er auf dem Grundstück Markt 9 seine erste Fabrik. Zehn Jahre später beginnt seine Planung einer größeren Kammgarnfabrik an diesem Standort. 1853 nimmt die Fabrik die Produktion mit Dampfkraft auf. 1858 wird ein 24x18x8 m großer Erweiterungsbau errichtet und im Jahr 1862 wird die Appretur der ersten Fabrik in einen Anbau an der Walke hierher verlegt.
Um das Jahr 1868 legt Traugott GRÜNDER jun. die Firma in die Hände seines Sohnes Herrmann GRÜNDER und in die seiner beiden Schwiegersöhne Carl! Friedrich STÖHR und Otto KRÜGER. Die Firma heißt nun &Herrmann Gründer " Co.&. 1872 wird ein Tuchlager an der Straße erbaut, welches heute noch existiert.
1873 kommen weitere Anbauten dazu. Im Jahr 1874 erweitert sich durch den Ankauf des benachbarten Grundstückes das Fabrikgelände und reicht nun bis zum Damm an der Malxe. Noch in den 1870-iger Jahren wird die in Konkurs gegangene Fabrik des Julius SCHULZE in der Dammzollstraße 52 in die Firma eingegliedert. 1881 kommt auch die im Subfestationsverfahren für 67.000 Reichsmark erworbene Spinnerei von BERGER in Otterndorf dazu. 1894 stirbt Herrmann GRÜNDER. Allein sein Barvermögen soll 3 Millionen Reichsmark betragen haben.
Die Firma heißt nun "Gründer & Co. - Tuchfabrik und Kammgarnspinnerei" und wird von Herrmanns Sohn Julius GRÜNDER und dem Neffen Bruno GRÜNDER betrieben. Im Jahr 1897 entsteht auf dem Innenhof ein großer Spinnereisaal. 1899 beschäftigt GRÜNDER in seinen Fabriken 350 Angestellte. Es sind über 100 eiserne Webstühle im Betrieb, etwa 12.000 Spinnspindeln und ebenso viele Zwirnspindeln. Zwei Betriebe arbeiten mit Wasser- und Dampfkraft, zwei nur mit Dampfkraft. Ein Drittel der Maschinen sind neuste Technik. Schwerpunkt ist die Kammgarnspinnerei, daneben werden auch feine Tuche und Buckskins produziert. Die Gründersche Firma geht im Jahr 1906 in Konkurs. /5/
Damit ist die Industriegeschichte an diesem Standort aber noch nicht zu Ende. Georg MARX erwirbt diese Gründersche Fabrik im Jahr 1912 oder 1913. Im Jahr 1914 nennt sich die Fabrik dann "Lausitzer Kunstwollspinnerei Georg Marx - Kunstwollfabrik - Spinnerei - Färberei". Sie stellt kunst- und reinwollene Garne für Teppiche, Strickwaren und Möbelstoffe her. /20/ 1933 brannte ein Großteil der Fabrik (Kontor, Kesselhaus, Wäscherei und Trocknerei) nieder.
Eine traditionsreiche Produktionsstätte, die bereits vor dem 2. Weltkrieg Garne für die Teppichindustrie hergestellt hatte, war der spätere VEB Halbmond Teppiche Peitz. Das Werk wurde während des 2. Weltkrieges von der Rüstungsindustrie zum Bau von Flugzeugzubehörteilen benutzt, wobei sämtliche Textilmaschinen demontiert und ausgelagert wurden. Nach Kriegsende wurden auf Anordnung der sowjetischen Militärkommandantur alle Spinnereimaschinen wieder aufgestellt. /2/ S. 304
Ab 01.01.1955 wurde dann der Privatbetrieb an den VEB Thüringer Teppichfabriken in Münchenbernsdorf/ Thüringen verpachtet. /2/ S. 304 Im Jahr 1991 wird der Betrieb eingestellt.
Von den ehemaligen Fabrikanlagen existiert heute nur noch ein Rest des Schornsteins auf dem Areal des diakonischen Seniorenzentrums. Dieser hat einen eckigen Querschnitt und einen aufwändig gestalteten Sockelbereich. Weiterhin steht am Plantageweg noch ein altes Nebengebäude, welche früher als Tuchlager genutzt wurde.