Weberschiffchen

Dammzollstraße 68

Anschrift (heute):
Dammzollstraße 68
Flurstück (heute):
Gemarkung Peitz, Flur 9, Flurstück 441 (3463.3 m²)
Kurzbezeichnung:
BRAMKE
Gründung:
um 1855
Firmengründer:
Gottlob BRAMKE
Produktionsprofil:
Färberei u. Weberei, später Lederfabrik
Umfirmierungen:
um 1890 Lederfabrik LEONHARDT
1910 Firma DROSIHN
Niedergang:
um 1890 als Tuchfabrik
1975/76 als Lederfabrik
heutige Nutzung:
Wohnhaus u. Wirtschaft/Gewerbe
 
Lagebild_2

Beschreibung/Erläuterungen:

Auf diesem Grundstück lag einst der Gouverneursteich. Dann wurde es längere Zeit als Garten genutzt, so 1850 vom Tuchmachermeister KOPPEN. Im Jahr 1860 wird für den Tischlermeister Carl HEINZE in der Front des Nachbarhauses Nr. 69, also zum Schützenhaus etwas zurückgesetzt, ein kleines Wohnhaus mit Werkstatt gebaut. 1867 lässt es der Tuchfabrikant Gottlob BRAMKE (1819-1894) abreißen und dafür ein zweistöckiges Gebäude (15x30 m) errichten, in dem sich im Obergeschoss der Websaal befindet. Außerdem entsteht eine größere Fabrikhalle (75x30x20 m) und ein Fabrikschornstein für den Dampfkessel. 1868 entstehen weitere Nebengebäude, die baupolizeilich nicht von der Stadt, sondern vom Gutsbesitzer BEREIN abgenommen werden, der für Luisenruh/Ottendorf zuständig ist. BRAMKE hält den Marktbedingungen auch nach der Depression immer weniger stand. 1877 verschärft ein kleinerer Brand in der Fabrikhalle die Situation. Im Hof finden Auktionen statt. Ende der achtziger Jahre kommt die Fabrik in den Besitz eines Berliner Tuchfabrikanten MÜLLER.

Am 1. April 1899 gründet Otto LEONHARDT (1875-1964) die „Lederfabrik Eduard Drosihn“. Eduard DROSIHN war sein Schwiegervater und Geldgeber. Wahrscheinlich besitzt der Sohn Bruno DROSIHN auch einen Anteil, denn 1907 und 1910 erweitert er die Fabrik. Im ersten Weltkrieg verliert sich seine Spur. 1919 wird auch farbiges Rindleder hergestellt. Im Betrieb sind 30 Arbeiter beschäftigt. 1924 grenzt das Grundstück zum Bismarckplatz ein Zaun mit Zementsäulen ab.

Belegschaft der Lederfabrik DROHSIN am 12.10.1926, Quelle: Privatarchiv Karl-Christian LEONHARDT, Cottbus

1926 wird ein neues Maschinenhaus für eine 160 PS starke Kondensationsmaschine gebaut. 1937 wird das Pflaster der Dammzollstraße erneuert und vor dem Haus ein Bürgersteig angelegt. Deshalb wird das bis dahin vor der Hausfront befindliche Podest mit den Treppenstufen ins Haus verlegt. Als Betriebsleiter hat Otto LEONHARDT seinen ältesten Sohn den Chemiker Dr. Herbert LEONHARDT eingesetzt. Der jüngere Sohn Dr. rer. nat. Werner LEONHARDT ist Gerbermeister und für die Produktion verantwortlich.

Dr. Herbert LEONHARDT wohnt in der Dammzollstraße 52 und führt den Betrieb bis in die DDR-Zeit. 1938 muss das Fabrikgebäude mit einem Luftschutzraum für Betriebsangehörige erweitert werden. Dazu muss die Treppe zum Fabrikgebäude verlegt werden. Der Schutzraum wird als Lager für Häute genutzt. 1939 wird die Wohnhausfassade erneuert.

Nach dem Krieg werden Instandsetzungsarbeiten wegen Materialmangel nicht genehmigt, obwohl der Betrieb bereits seit dem Sommer 1945 für die Sowjetarmee Stiefelleder und Leder für die Kartentaschen der Offiziere produziert. Nach dem Tod von Otto LEONHARDT 1964 wird der Betrieb zum VEB Leder Peitz innerhalb der VVB Leder und Kunstleder. Um 1975 ist das Grundstück eine Industriebrache. Ab 1981 bis 1990 wird ein Teil der Fabrikhalle vom VEB Kombinat Sekundär-Rohstofferfassung (SERO) genutzt.

Das Wohnhaus ist 1986 eins der sechs Peitzer Gebäude, für die der Kreis Cottbus-Land eine Materialliste für die Rekonstruktion erstellen ließ. Im Jahr 2010 hat eine Eigentümergemeinschaft die Industriebrache vorbildlich zu einem modernen Wohnkomplex saniert. /2/ S. 318-319

Dammzollstraße 68, Quelle: diese Webseite

Vom historisch gewachsenen Fabrikkomplex ist heute nur noch ein kleiner Teil erhalten. /2/ S. 318-319

Dammzollstraße 68, Quelle: diese Webseite