1881 Hermann GRÜNDER & Co.
1894 Bruno u. Julius GRÜNDER KG
1913 Lausitzer Wollwerke GmbH Kunstwollfabrik mit Färberei
1936 Lausitzer Wollwerke Francke & Co. Reißwollfabrik, Werk II
1959 Lausitzer Wollwerke Francke & Co. mit staatlicher Beteiligung
1972 VEB Lausitzer Wollwerke
1990 Lausitzer Wollwerke GmbH
1991 Lausitzer Wollwerke Francke und Co. KG
Beschreibung/Erläuterungen:
Der Mechaniker Georg BERGER aus Forst legt im Sommer 1827 der Frankfurter Regierung einen Plan für eine mechanische Spinnerei vor. Die Behörden stimmen diesem Plan zu. Die mechanische Spinnerei soll "unterhalb Peitz an dem sogenannten Walk- oder Oehlmühlgraben, da wo derselbe in die Malxe mündet" entstehen. Nach Bekanntmachung des Vorhabens durch den Landrat im Amtsblatt der Regierung, der Vossischen Zeitung und im Cottbuser Wochenblatt, gab es viele Proteste. Diese Proteste kommen vom Oberbergamt Berlin, dem Peitzer Hüttenamt, dem Oberamtmann Roemelt, den Peitzer Wollspinnern und den Ottendorfer Kolonisten. Man befürchtet u.a. Schäden am Hammerwerk und Überschwemmungen. Daraufhin wird der geplante Standort verlegt. Neuer Standort ist die Abzweigung des Grabens vom Hammerstrom. /1/ S. 88-89
Am neuen Standort befand sich der Neue Hammer samt Ölmühle und Walke, der vom Domänenamt Anfang 1829 zum Verkauf ausgeschrieben war. Der aus Forst stammende Mechaniker BERGER bot hierfür eine Kaufsumme von 800 Talern. Die Verhandlungen mit BERGER zogen sich über eine längere Zeit hin. Am 02.01.1829 erklärte BERGER seine Bereitschaft zum Kauf und dieser Kauf wurde am 28.10.1829 mit einer gerichtlichen Verkaufsakte besiegelt. Es wurden letztendlich 7 Morgen und 29 Quadratruthen (18.283,9 m²) Land mit den darauf befindlichen Gebäuden für 1.040 Taler von BERGER erworben. /8/ S. 109
Die mechanische Spinnerei wird gebaut und ging wahrscheinlich im Frühjahr 1830 in Betrieb. Die mechanische Spinnerei steht ziemlich genau auf der Stelle, auf der ein Situationsplan des Neuen Hammers aus dem Jahr 1803 eine Ölmühle und eine Walke zeigt. Wahrscheinlich wurde die alte Bausubstanz beim Bau mit einbezogen. /6/
1838 führt starker Regen zu einem Hochwasser an der Malxe. Wiesen und Äcker werden überschwemmt. Einige Pächter der Zinswiesen wollen die Berger'sche Spinnerei dafür haftbar machen. Dies misslingt. Die Spinnerei betreibt nur den Reißwolf mit Wasserkraft. Alle anderen Maschinen werden mit Dampfkraft angetrieben. /1/ S. 92
Am 28.05.1846 wird ein Situationsplanes zum Bau eines Fabrikgebäudes (Erweiterung der mechanischen Spinnerei) des Herrn BERGER in Peitz-Ottendorf durch den Maurermeister Deutschmann erstellt. Das Berger'sche Wohnhaus stand zu dieser Zeit bereits, denn es wird auf dem Plan bereits textlich genannt. Noch am gleichen Tag reicht BERGER einen schriftlichen Bauantrag vermutlich beim Magistrat der Stadt Peitz ein. Der Eingang wird am 29.05.1846 vermerkt. Der o.g. Situationsplan war sicherlich eine Anlage zu diesem Bauantrag. /4/
1856 wird In der Fabrik eine Dampfmaschine mit einer Leistung von 24 PS installiert. /1/ S. 96, Fußnote
Am 27.06.1857 wird ein weiterer Situationsplan zum Bau eines Fabrikgebäudes (mechanische Spinnerei) des Theodor BERGER auf Georgenhof in Peitz-Ottendorf durch den Maurermeister Deutschmann erstellt. /4/
Am 13.08.1865 wird eine Bauzeichnung mit Situationsplan zur Verlängerung des abgebrannten Fabrikgebäudes des Theodor BERGER (mechanische Spinnerei) in Peitz-Ottendorf durch den Maurermeister Eduard DWORZACZECK erstellt.
1880 stirbt der Oberamtmann BERGER. Es wird ein Konkursverfahren über seinen Besitz eingeleitet. Nach langen Verhandlungen gehen die Fabriken und der Wohnsitz Georgenhof für 67.000 M in die Firma Hermann GRÜNDER & Co. über. BERGER hatte auch die Teichdomäne Peitz und das Hüttenwerk gepachtet. /1/ S. 100 1883 wird die Fabrik mit Glühlampen ausgestattet. Nach einem Brand wird 1890 auf Anraten der Firmenleitung (Hermann GRÜNDER, Carl STÖHR, Otto KRÜGER) die Ottendorfer Feuerwehr gegründet.
Der Feuerwehr Ottendorf wird von GRÜNDER anfangs eine Feuerlöschgeräte (Spritze, Schlauchwagen, Wasserwagen) zur Verfügung gestellt. Zusätzlich unterstütze er die Ottendorfer Feuerwehr mit einer Spende von 200 Mark. (http://feuerwehr-peitz.de/old/vereine.htm)
Nach dem Tod von Hermann GRÜNDER am 06.07.1894, der 3 Millionen Mark hinterlässt (betrifft Traugott Gründer), -->übernehmen sein Sohn Bruno GRÜNDER und sein Neffe Julius GRÜNDER die Fabriken und bilden am 23.10.1894 eine Kommanditgesellschaft. Sie treten als persönlich haftende Gesellschafter ein. In 4 Werken beschäftigen sie 350 Angestellte an 100 eisernen Webstühlen. Der Firmenname Hermann Gründer & Co. erlischt. Wahrscheinlich sind Carl Friedrich STÖHR und Otto KRÜGER ausgezahlt worden. /5/
Im April 1900 brennt die Fabrik an der Dammzollstraße bis auf die Grundmauern nieder. Danach gibt es wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Ende 1906 zur Einstellung des Betriebes führen. /1/ S. 102
Ab dem Jahr 1904 wird ein Saal des Georgenhofes an die Strumpffabrik LINKE aus Guben vermietet. Diese Firma baut in der Schulstraße 5 ein neues Werk und verlagert im Jahr 1906 die Strumpfproduktion dorthin.
Im Jahr 1906 kauft ein GRÜNDER (wahrscheinlich Oskar GRÜNDER, der Sohn von Adolph GRÜNDER) für 62.000 Reichsmark den Standort in Ottendorf und betreibt hier Lohnspinnerei und -weberei.
Am 16.04.1913 ersteigern die aus Cottbus stammenden Brüder Paul und Hermann FRANCKE eine Reißwollfabrik und Färberei und gründen die am 23.09.1913 Firma Lausitzer Wollwerke Francke. /4/ Gekauft wurde hier wahrscheinlich die Fabrik des Bruno und Julius Gründer in der Kurzen Straße 1 (Georgenhof), deren Produktion seit 1906 eingestellt war.
1945 und 1946 wird ein Teil des Fabrikgebäudes für Wohnzwecke umgebaut. Der andere Teil steht leer. /4/ Ab diesem Zeitpunkt ist dieser Standort, der in den Unterlagen auch als Werk II bezeichnet wird, mit der Geschichte des Standortes Am Teufelsteich 4 (Werk I) verbunden. Der Standort erlangt ab 1990 noch einmal eine gewisse industrielle Bedeutung beim Textilrecycling bis diese am 28.02.2010 eingestellt wird.
Von 1955 bis 1978 wird der Fabrikteil des Georgenhofes als Lager und Verteilerzentrum für Wohnraumleuchten durch die HO (Handelsorganisation) für den damaligen Bezirk Cottbus genutzt. Der Jahresumsatz beträgt 7 Millionen DDR-Mark und es werden dort ca. 10 Angestellte beschäftigt. In den 1970er Jahren lagert die GHG (Großhandelsgesellschaft) Technik Cottbus hier auch Ersatzteile. An der südlichen Straßenseite existiert hierfür eine Verladerampe. Der Georgenhof erhält zu dieser Zeit auch den Spitznamen "LAMPENBUDE".
Nach einer Sanierung von 3 Wohnungen erfolgte am 04.02.1993 die Eintragung des Gesellschaft "Zimmervermietung Georgenhof". Die ersten Nutzer waren Bauarbeiter, die bei der Sanierung des Kraftwerkes Jänschwalde eingesetzt waren. Es gab 18 Betten, einen Frühstücksraum und eine Küche. Da der Bedarf groß war, wurde weiter saniert. Ehemalige Büroräume der Fabrik wurden für Wohnzwecke umgebaut. Ende 1997 verfügte die Zimmervermietung Georgenhof über 32 Betten und die Auslastung war sehr gut.
Das ehemalige Fabrikgebäude war aber 1997 immer noch zu 70 % eine Ruine. Da es im Land Brandenburg ein Förderprogramm zur Leerstandsbeseitigung gab, konnte das Gebäude mit Fördermitteln vollständig für Wohnzwecke saniert werden. Die Kommanditgesellschaft FRANCKE & Co. erwarb am 01.07.1997 das Grundstück und begann mit der Sanierung. Die Sanierungskosten betrugen insgesamt 4,5 Millionen Euro. 2,0 Millionen Euro davon förderte das Land Brandenburg. Es entstanden 27 Sozialwohnungen mit 9 Einraum-, 14 Zweiraum-, 3 Dreiraum- und einer Vierraumwohnung, in die 10 Jahre lang Mieter gesteuert eingewiesen wurden. Die Sanierung war vorbildhaft. Der zuständige Architekt Lutz WAHLE erhielt hierfür am 21.08.1999 den Brandenburgischen Architekturpreis.