1880 Hermann GRÜNDER
1907 Norddeutsche Trikotagengesellschaft
1919 Flachsaufbereitung WEHNCKE & BUCHHEISTER
um 1930 Fuhrunternehmen Max NEUMANN
1994 Reifen- & Autoservice LEHNIGK
Beschreibung/Erläuterungen:
Das Gebäude wurde 1856 durch den Peitzer Baumeister DEUTSCHMANN erbaut. Die Fassade hatte einen mittig vorstehenden Teil, so wie bei den Gebäuden in der gegenüber liegenden Cottbuser Straße 3, der Dammzollstraße 52, im Plantagenweg 3 oder der Schule in der Schulstraße. Damals hatte das Gebäude die Hausnummer 114 f.
Bauherr war der Tuchfabrikant Friedrich RÜGER (1812-1863). Er betrieb hier im Jahr 1859 mit 5 Gehilfen und 12 Webstühlen und eine Appretur. Am 08.08.1862 hatte RÜGER alle Fabrikfenster hell erleuchtet, als vor Mitternacht der preußische König mit der Postkutsche von Cottbus zum Bahnhof in Guben fuhr, dabei Peitz passierte und an der Königlichen Post die Pferde wechselte.
Nach dem Tod von RÜGER kaufte 1864 der Tuchfabrikant Carl GRAF (1817-1908) die Fabrik auf. GRAF beschäftigte 5 Lehrlinge und installiert in der Fabrik eine Dampfmaschine. In der Depression der 1870er Jahre ging Carl GRAF in Konkurs.
Neuer Eigentümer wird 1880 Hermann GRÜNDER, der hier wahrscheinlich seine 3. Textilfabrik betreibt. Nach dem Tod von Hermann GRÜNDER im Jahr 1894 führen Bruno und Julius GRÜNDER (Neffe und Sohn) die Fabrik als Kommanditgesellschaft weiter. Im Jahr 1906 melden auch sie Insolvenz an.
Unter der Familie GRÜNDER wird auch eine eigene Brücke über die Malxe gebaut. Diese verbindet das Grundstück mit dem Plantagenweg 3. Im Jahr 1906 hatte die Brücke ihre Funktion verloren. Die Brücke existiert heute nicht mehr.
1907 geht der Standort in den Besitz der Norddeutschen Trikotagengesellschaft über. Zu dieser Gesellschaft gehörte auch die Lübbener Trikotagenfabrik SPRICK & Söhne. Diese war 1904 Mieter in der gegenüber liegenden Cottbuser Straße 3 und zieht nun in die Cottbuser Straße 14 um.
Ab dem Jahr 1919 ist hier die Flachsaufbereitungs-Anstalt WEHNCKE & BUCHHEISTER GmbH untergebracht. Es war ein landwirtschaftlicher-industrieller Betrieb, der auf 12 Morgen Flachs anbaute und hier verarbeitete. Das 2. Obergeschoß wird für Wohnzwecke genutzt. Nach den beiden Hochwassern in 1926 und 1927 endet die Flachsaufbereitung. Das etwa 1 Meter unter der Cottbuser Straße liegende Gebäude stand völlig unter Wasser. Die Flachsvorräte und Maschinen wurden zerstört.
Anfang der 1930er Jahre folgt das Fuhrunternehmen Max NEUMANN. Die ehemalige Fabrikhalle wird als Pferdestall genutzt.
Im Jahr 1945 wird das Gebäude durch Bomben zu 70 % zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1952 durch den VEB Kreisbaubetrieb Cottbus. Aus wirtschaftlichen Gründen wird die ehemalige Schmuckfassade nicht wieder rekonstruiert und das Gebäude hat nur noch 1 Obergeschoß.
Im Jahr 1994 gründete sich hier der Reifen- & Autoservice LEHNIGK, der heute noch das Gebäude nutzt.