1859 Carl BOYDE
Beschreibung/Erläuterungen:
Das Grundstück war früher unterteilt in 3 Kleinhäuser, die unter den Nummern 26-28 und 1840 unter den Nummern 30-32 geführt wurden. Die ersten beiden Kleinhäuser wurden 1822 abgerissen.
Nr. 26 bzw. 30
1797 wohnt und arbeitet hier der Tuchmachermeister Christian LAUBSCH. Er verheiratet seine Tochter Johanna mit dem Tuchfabrikanten Johann Carl! BOYDE (1804-1883). 1822 wird das Gebäude mit dem Nachbargebäude Nr. 27 bzw 31 des Mehlhändlers FUDISCH abgerissen. Bis zur Übernahme durch Carl BOYDE vor 1859 betreibt hier Hermine FUDISCH eine Pfandleihe.
Nr. 28 bzw. 32
Im Jahr 1790 wohnt und arbeitet in der Nr. 28 der Tuchmachermeister Gottlob HAHMANN. 1840 wohnt hier sein Sohn Christian HAHMANN, der kein Gewerbe mehr betreibt und als Tagelöhner arbeitet.
m Rahmen einer Reformationsfeier wird am 10.11.1883 der Lazarettplatz in Lutherplatz umbenannt und eine Eiche gepflanzt.
Nach Carl BOYDE ist 1883 sein Sohn der Tuchfabrikant Erdmann Julius Gustav! BOYDE (1841-1894) Eigentümer des Hauses, das nur noch Wohnzwecken dient. Das Grundstück Nr. 32 der Witwe BAADE, dass 1864 noch von den Lehrern Julius SSCHULZ und Samuel DOTTKE bewohnt wurde, wird aufgekauft. Das Gebäude wird abgetragen. Die ehemals drei kleinen Grundstücke sind zu einem großen geworden. Bis auf das große Hinterhaus, das weiterhin zur Textilproduktion genutzt wird (Schulstraße 10), werden 1888 aus den Nebengebäuden Garage und Stall mit anschließendem Nutzgarten. Im Haus wird umgebaut und ein kleiner Wintergarten angesetzt. Der Rest des Grundstücks Nr. 32 dient als Vorgarten zur Schulstraße.
1895 kaufen die Brüder REHN die Textilfabrik in der Schulstraße 8 von Gustav BOYDE's Erben. Die Witwe Clara BOYDE verwaltet nicht nur das Haus, sondern ist auch sehr aktiv im Frauenverein, dem sie längere Zeit vorsteht. Der Textilfabrikbesitzer Fritz REHN wird nach dem ersten Weltkrieg Eigentümer. 1932 wird der Wintergarten vergrößert und das Gebäude bekommt seine derzeitige Gestalt.
Nr. 26-27 bzw. 30-31
Nachdem die ersten beiden Kleinhäuser 1822 abgerissen wurden, werden diese offensichtlich neu bebaut. Mindestens ab dem Jahr 1859 gehören diese dem Tuchfabrikenten Carl BOYDE (1804-1883), der eine Johanna LAUBSCH geheiratet hatte. Carl BOYDE produzierte hier zuerst in einem Hintergebäude seines Wohnhauses Lutherplatz 6 (früher Lazarettplatz) bevor er mit seiner Tuchproduktion in die Schulstraße 6-8 umzog. /3/ Dieses Hintergebäude lag auf dem heutigen Flurstück 464. Nach 1945 wurde das Gebäude umgebaut und aufgestockt. Hier befand sich die Strumpffabrik LINKE und später bis 1990 die Peitzer Kinderkrippe I. Im Jahr 1993 wurde das Gebäude abgetragen und mit einem Wohngebäude für altersgerechtes Wohnen und Behinderte neu bebaut. Die heutige Anschrift lautet Schulstraße 10.
Im Dezember 1857 bewerben sich 9 Tuchmacher um die Pacht des Peitzer Hüttenwerkes. Einer davon war Carl BOYDE. Zu diesem Zeitpunkt besitzt er 12 Webstühle und eine eigene Appretur. Er beschäftigt 7 Gehilfen und besitzt ein 1 Morgen 90 Quadratruten (3830 m²) großes Gartengrundstück. Der in /17/ enthaltene Auszug aus der Klassensteuerrolle vom 20.12.1857 enthält noch weitere steuerliche Angaben zu den 9 Bewerbern.
Im Jahr 1940 sind als Eigentümer des Lutherplatzes 6 Carl und Hans RASPE ausgewiesen, gewohnt haben aber hier der Chemiker Dr. Willi BURMEISTER und der Direktor MÖBIUS. Von 1945-1946 befand sich hier die Kommandantur der Roten Armee (SMAD). Im Jahr 1947 wurde es Wohnhaus und Arztpraxis von Frau Dr. UNGER und 1949 das 2. Landambulatorium in Brandenburg. Das Landambulatorium hatte von 1950-1972 eine Entbindungsstation. In diesem Zeitraum wurden hier über 3200 Kinder geboren. Im Jahr 1983 war hier nur noch die Stomatologische Abteilung untergebracht, da für das Ambulatorium ein großer Neubau in der Dammzollstraße 7 errichtet war. Seit 1991 ist in dem Gebäude eine Rechtsanwaltskanzlei und eine Zahnarztpraxis untergebracht.