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Walke bei Ottendorf

Anschrift (heute):
Am Hammergraben
Flurstück (heute):
Gemarkung Peitz, Flur 7, Flurstück 582 (19955.2 m²)
Kurzbezeichnung:
Walke, Ottendorf
Gründung:
um 1670
Firmengründer:
Kurfürst Friedrich Wilhelm I
Produktionsprofil:
Tuchwalke
Umfirmierungen:
vor 1783 HÖHLE (vermutlich als Pächter)
1806 König Friedrich August
Niedergang:
1812
heutige Nutzung:
unbebaut, Garten
 
Lagebild_2

Beschreibung/Erläuterungen:

Neben der Walke bei den Walketeichen und der Walke im Hüttenwerk 1 gab es eine weitere Walke am Neuen Hammerwerk bei Ottendorf. Diese Walke wurde von der Peitzer Tuchmacherinnung gepachtet. Sie befand sich unmittelbar gegenüber der alten Ölmühle, die später zur mechanischen Spinnerei des Theodor BERGER wurde.

Lageplan des Neuen Hammers (Ausschnitt)
Die Walke bei Ottendorf auf einem Lageplan aus dem Jahr 1803 (Ausschnitt), © GStAPK Karten C 368

Zwischen der Walke und der Ölmühle lag ein Graben, der vom Hammergraben abzweigte, nach Norden verlief und dort in die Malxe mündete. Dieser Ölmühlgraben, später auch Fabrikgraben genannt, ist heute verfüllt. Das Areal wird vorrangig durch eine Kleingartenanlage genutzt. Sein ehemaliger Verlauf wird heute noch durch das Flurstück 561 angezeigt.

Verlauf des Öhlmühlgrabens, Quelle: diese Webseite
Verlauf des ehemaligen Ölmühl-/Fabrikgrabens (rot) vom Hammergraben im Süden zur Malxe im Norden.

Die neue Hütte oder der "Neue Hammer" wurde wahrscheinlich im Zeitraum 1668 bis 1672 erbaut. /8/ S. 16-17 Beide Eisenhüttenwerke waren Staatsbetriebe, die 1670 in die Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. fielen. Am Neuen Hammer stand kein Hochofen o.ä. Es war ein Hammerwerk (Frischhütte) in dem das übriggebliebene Roheisen ausgeschmiedet wurde, welches am Hochofen nicht zu Gusseisen verarbeitet werden konnte. Weiterhin wurde hier angekauftes Alteisen verarbeitet. /8/ S. 67

Der "Neue Hammer" könnte auch später um 1755 erbaut worden sein. Die Angaben in /8/ S. 16-17 und S. 27 sind hier wiedersprüchlich. Fest steht, dass sowohl für den Neuen Hammer, für die Öl- und die Walkmühle, die Antriebsenergie mehrerer unterschlächtiger Wasserrädern genutzt wurde. /8/ S. 142

Der Neue Hammer wurde anfangs vom Factor Adrian BARTOLSS geleitet. BARTOLSS leitete ab 1673 nicht nur die beiden Hüttenwerke in Peitz sondern auch das in Zehdenick. /8/ S. 17 Im Jahr 1691 wurden die beiden Hüttenwerke dann an den Amtmann Paul THULEMEIER zu Peitz für eine jährliche Pachtsumme von 1.667 Talern und 12 Groschen verpachtet. /8/ S. 21

Nach einigen weiteren Pächtern übernahm am 10.11.1755 der aus Cottbus stammende Jagdrat Otto Dietrich CRÜGER die Pacht der beiden Hüttenwerke. Gleichzeitig war er auch Pächter der Karpfenteiche. CRÜGER baute den Neuen Hammer weiter aus bzw. von einem "Stabhammer" in einen „Zaynhammer“ um. In einem vom Ingenieur DORNSTEIN am 12.07.1765 aufgestellten Gutachten/ Kostenplan tauchen die Ölmühle und die Walke nicht auf. /8/ S. 27 und 48 Dies lässt darauf schließen, dass die Ölmühle und die Walke nicht unmittelbar mit dem Hüttenwerk 2 verbunden waren.

ehemalige (rot) und heutige (orange) Bebauung im Bereich des Neuen Hammers

Ob die beiden nicht so hüttentypischen Gebäude Ölmühle und Walke mit dem Neuen Hammer erbaut wurden, oder bereits vorher existierten, ist nicht bekannt. Es ist zumindest möglich, dass sie bereits vor dem Jahr 1668 existierten.

Die Ertragslage des Neuen Hammers unter CRÜGER war schlecht und eher ein Zuschussgeschäft. /8/ S.48-49 CRÜGER's Pacht endete vertragsgemäß 1758 und nächster Pächter wurde ab 1768 der Amtsrat Elias Balthasar GIESEL. /8/ S. 50 Eigentlich betrug GIESEL’s Pachtzeit 10 Jahre, also bis 1778, doch bereits 1770 nach 2 Jahren, bat er darum, ihn von der Pacht zu entbinden. Dem wurde nicht stattgegeben und GIESEL verpachtete mit Erlaubnis der Regierung beide Hüttenwerke an den aus Gottow stammenden Fachmann Inspektor Ernst Ludwig ANDRAE weiter. /8/ S. 55

Unter ANDRAE wurden im Neuen Hammer vor allem die Wasserbauten erneuert. /8/ S. 56 Das dort hergestellte Zayneisen hatte eine mindere Qualität und lies sich nur schwer verkaufen. Daraufhin erbaute ANDRAE eine Nagelfabrik um das Zayneisen weiter zu vermarkten. Wo sich diese Nagelfabrik genau befand, ist unbekannt. Bekannt ist nur, dass sich das Nagelschmiede-Gewerk darüber beim König beschwerte und die Nagelfabrik in Peitz auf dessen Befehl am 30.05.1771 wieder stillgelegt werden sollte. /8/ S. 57

Weitere Schriftstücke belegen, dass die Nagelfabrik weiter betrieben wurde. Die Nägel durften aber nur "außer Landes" verkauft werden. /8/ S. 59 ANDRAE war offensichtlich ein energischer und streitbarer Fachmann, der seine Ziele durchzusetzen wusste. Seine und damit GIESEL’s Pachtzeit endete vertragsgemäß im Jahr 1778. /8/ S. 60 Die beiden Hüttenwerke fielen zurück an den Staat (Domäne).

ANDRAE verblieb danach noch einige Jahre auf den beiden Hüttenwerken als königlicher Beamter. Er wurde Oberhütteninspektor /8/ S. 63 und und im Jahr 1793 Königlicher Hüttenrat. /8/ S. 69

Im Jahr 1783 wurden die dem 3. Stabhammer gegenüber liegende Öl- und Walkmühle inklusive der Nebengebäude vom Domänenamt erworben. /8/ S. 68 Hier taucht auch der Name HÖHLE auf. HÖHLE hatte zu dieser Zeit auch die Walke an den beiden Walketeichen in Betrieb. Mit dem Erwerb wurden einige Streitigkeiten hinsichtlich des Wassergefälles beseitigt. Nach dem Kauf erfolgte der Bau eines 4. Stabhammers in Ottendorf. /8/ S. 68

Nach einem vom Bauconducteur W. SIEDLER im Jahr 1808 aufgenommenen Verzeichnis, wohnten in dem Ölmühlengebäude 6 Familien. Das Gebäude hatte 2 Etagen und enthielt 6 Stampfen mit Klotz, die Welle mit Drehling, Gerüst, eine doppelte Presse mit 4 Schlägen und Gerüste nach holländischer Art. Im Walkmühlengebäude gab es eine Wohnung für den Walker, 1 Stirnrad mit Drehling, 1 Daumenwelle, 1 Walkgerüst und 1 Walkstock mit 3 Löchern. /8/ S. 74 Als letzter Walkmüller wird Gottlieb MÜLLER genannt. /8/ S. 182

Das mittlerweile unter sächsischer Verwaltung befindliche Hüttenwerk lief schlecht. Durch verschiedene sächsische Berg- und Hüttenbeamte wurden Pläne aufgestellt um das Hüttenwerk zu ertüchtigen. Darunter so bekannte Namen wie Bergkommissionsrat FREIESLEBEN aus Freiberg. Am 24.02.1809 genehmigt König Friedrich August in Dresden schließlich einen Plan, der die Ertüchtigung des Alten Hüttenwerkes und die Stilllegung des Neuen Hammers beinhaltete. /8/ S. 77 Damit wurde das Ende dieses Standortes eingeläutet. Im Frühjahr 1811 erfolgte dann der Abriss des Neuen Hammers. /8/ S. 89-90

1812 lässt man den „linken Arm“ des Hammergrabens zwecks Landgewinnung „eingehen“. An diesem stand die südliche Frischhütte (s. Plan oben). Die Tuchwalke wurde in die Cottbuser Straße/ Dammzollstraße (heute Hüttenwerk) verlegt. /8/ S. 93

1828 wurde dem nun wieder unter preußischer Hoheit befindlichen Hüttenamt der Vorschlage gemacht, das Gelände des Neuen Hammers zu verkaufen. Dazu wurde am 26.11.1828 eine Aufstellung der Baulichkeiten erstellt. Genannt wurden in der Aufstellung 1 Wohnhaus, 1 Backhaus, 1 Stallgebäude und eine Verkaufsfläche von 6 Morgen und 15 Quadratruthen (15.532,1 m²). /8/ S. 108 Der zu erzielende Verkaufspreis wurde auf 630 Taler geschätzt.

Als erster Interessent für den Neuen Hammer kam der Mechaniker BERGER aus Forst in Frage. Er bot eine Kaufsumme von 800 Talern und damit mehr als veranschlagt. Die Verhandlungen mit BERGER zogen sich über eine längere Zeit hin. Am 02.01.1829 erklärt BERGER seine Bereitschaft zum Kauf und dieser Kauf wurde am 28.10.1829 mit einer gerichtlichen Verkaufsakte besiegelt. Es wurden letztendlich 7 Morgen und 29 Quadratruthen (18.283,9 m ²) Land mit den darauf befindlichen Gebäuden für 1.040 Taler von BERGER erworben. /8/ S. 109